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Bericht und Ausblick – WHO – T&CM-Vertretertreffen in Genf, 3. Juli 2023


anme-INFO von Nora Laubstein

Am 3. Juli 2023 hatte die WHO in Genf weltweit Vertreter aus dem Bereich der Traditionellen und Komplementären Medizin zu einem Online-Gespräch eingeladen. Nach der diesjährigen WHO-Jahrestagung wurde bekannt, dass eine neue WHO-Strategie zum Thema Traditionelle Medizin für 2025-2035 erarbeitet werden soll.

Vor Ort, im Genfer Büro der WHO, saß neben den Vertretern der WHO auch ein Vertreter der anthroposophischen Ärztegesellschaft IVAA. Die zweistündige Veranstaltung ging zurück auf die Initiative der „Koalition für Traditionelle, Komplementäre und Integrative Gesundheitsversorgung – TCIH“. Diese Koalition besteht aus dem Zusammenschluss von EUROCAM und der WNF (World Naturopathic Federation) und damit deren Mitgliedsverbänden. Diese TCIH-Koalition hatte vor einem Jahr eine Deklaration veröffentlicht, in der ihre Vorstellungen und Forderungen für eine Einbeziehung der Traditionellen und Komplementären Medizin in die staatlichen Gesundheitssysteme aufgelistet sind. Ganz vereinfacht bestehen diese aus drei Punkten:

  1. Anstatt von CAM (Komplementärer und Alternativer Medizin) oder TM (Traditioneller Medizin) zu sprechen, soll in Zukunft das Kürzel „TCIH“ für „Traditional complementary and integrative healthcare“ verwendet werden.
  2. Die Anerkennung und Regulierung von TCIH-Produkten, -Methoden und professionellen Anwendern und Anwenderinnen, um Qualität, Sicherheit, Wirksamkeit und Zugang zu gewährleisten.
  3. Unterstützung und respektvolle Integration indigener Praktiken, wobei die WHO ein Forum einrichten sollte, um indigene Stimmen zu hören.

Am 17. und 18. August soll im Global Center für Traditionelle Medizin in Indien ein erstes Koordinationstreffen stattfinden, um die neue WHO-Strategie zu planen. Das dortige Komitee besteht aus Wissenschaftlern, u.a. der Cochrane-Gesellschaft. Ob die Wünsche der Koalition für TCIH dort einfließen werden ist offen. Von Seiten der WHO wurde bereits viel Zustimmung signalisiert.

Kommentar: Neben allen Aspekten der integrativen und Evidenz-basierten Medizin sollten wir die große Gruppe der Weltbevölkerung nicht vergessen, die die traditionelle Medizin als kulturelles Erbe nutzt! Gerade Themen wie Gesundheitsförderung, Selbstverbesserung, Prävention und Gesundheitsversorgung basieren weltweit immer noch auf Erkenntnis und Erfahrung. Deshalb wäre es wichtig, dies in der neuen WHO-Strategie zu berücksichtigen! Sowohl die Integrative Medizin als Teil des Klinikbereiches des öffentlichen Gesundheitswesens, als auch die Traditionelle & Komplementäre Medizin, die auf Erkenntnis und Erfahrung beruht, sollten in der neuen WHO-Strategie eine Zukunft und Akzeptanz haben. Ob es sinnvoll ist, auf das Wort „Medizin“ gänzlich zu verzichten? Die zweite Forderung der Koalition für TCIH birgt viele Gefahren und könnte den Ausschluss oder das Ende vieler Errungenschaften bedeuten; - es sei denn, dass umfassendere interdisziplinäre Studiendesigns mit Ökologie, echter Nachhaltigkeit, Qualitätsforschung, individueller und soziokultureller Forschung erarbeitet werden. Es wäre schön, wenn die neue WHO-Strategie diesen Ansatz für eine breit angelegte, interdisziplinäre wissenschaftliche Forschung beinhalten würde! Die Traditionelle & Komplementäre Medizin basiert auf einer mehrtausendjährigen Tradition und dient auch heute und morgen noch.

Die beiden folgenden Links führen erstens zur Pressemitteilung der WHO, und zweitens zum ausführlichen Bericht der Koalition für TCIH, inklusive deren konkrete Forderungen und Wünsche:

WHO Director-General discusses priorities on traditional, complementary and integrative healthcare with civil society

CSO Dialogue between TCIH Coalition and WHO Director-General highlights the need for Traditional, Complementary, and Integrative Health (TCIH)