Im PHÖNIX-Laboratorium steigt „Spagyro“ aus der Asche!
von Nora Laubstein
Es ist heute selbstverständlich, dass Patienten und Verordnern in ganz Europa homöopathische und pflanzliche Arzneimittel zur Verfügung stehen. Doch woher kommen diese Arzneimittel? Von der „Pharmaindustrie“ lautet häufig die schnelle Antwort; jedoch handelt es sich dabei um eine Sammelbezeichnung, die die mittelständischen Familienunternehmen mit circa 40 Angestellten in einen Topf mit globalen Akteuren wie SANOFI, PFIZER oder BAYER wirft.
Warum es so wichtig ist hier einen großen Unterschied zu machen, soll das folgende Beispiel der PHÖNIX-Laboratorium GmbH aus Bondorf in Baden-Württemberg zeigen:
Die Firma wurde 1925 von Conrad Johann Glückselig gegründet. Gemäß paracelsischer Tradition entwickelte er spagyrische Arzneimittelkompositionen, die 2004 ins Homöopathische Arzneimittelbuch (HAB) als Verfahren 54 aufgenommen wurden. Dieses Verfahren unterscheidet drei verschiedene Wege der Herstellung in Vorschrift a, b und c. Im Rahmen der Nachzulassung wurden die Arzneimittel der Firma in die Nachregistrierung überführt und verloren dadurch ihren Hinweis auf ein Anwendungsgebiet.
So erging es auch den anderen mittelständischen spagyrischen und homöopathischen Unternehmen, die ihr eigenes, besonderes und einzigartiges System zur Herstellung nutzen.
Bei all diesen spagyrischen Herstellungssystemen gibt es einen gemeinsamen Ausgangspunkt: Paracelsus! Es handelt sich hier um ein kulturelles Erbe, dessen Entwicklungsweg und Gebrauch über die unterschiedlichsten Personen im europäischen Alpenraum begründet wurde und heute in die Moderne und deren Gesetzgebung überführt wird.
Ganz in der Nähe von Bondorf, in Göppingen, war die spagyrische Heilkunst von Dr. Zimpel bei der Chemisch-Pharmazeutischen Fabrik von Carl Müller seit 1928 zuhause. Dr.med Carl Zimpel war ein Zeitgenosse von C.J.Glückselig. Er nutzte neben Paracelsus auch Johann Rudolf Glauber (Pharmacopoea spagyrica,1668), indianische Heilkunst in Nordamerika und die Alchemie des Grafen Mattei als Inspiration für seine spagyrische Arzneimittelkompositionen.
Bis zum Jahr 2015 wurden einige seiner Mittel von der mittlerweile verschwundenen Firma Müller-Göppingen/Staufen-Pharma hergestellt. Nach der Betriebsschließung wurde die „Spagyrik nach Zimpel“ von Gerald Bauer übernommen und zur neuen Firma Spagyro Naturheilmittel e.K. umbenannt.
Wie ging es nun weiter mit diesem traditionellen Kulturerbe?
Die engen Kontakte zwischen den PHÖNIX-Laboratorium Inhabern Dr. Monika und Ekkehard Titel und Gerald Bauer (Spagyro) entwickelten eine neue Dynamik: Um fit für die Zukunft zu sein, hatte sich das Team von PHÖNIX-Laboratorium zur grundlegenden Renovierung und einem Neubau entschlossen…und hier fand auch in einem extra Anbau, mit einem einzigartig konstruierten Brennofen (…die Brandschutzvorschriften befolgend…), die Spagyrik nach Zimpel ein neues Zuhause - unter dem Dach von der Spagyrik nach Glückselig!
Siehe Bericht von der Phönix Laboratorium GmbH
Beide Produktionsstätten, u.a. mit beeindruckenden Steingut-Mazerationsgefäßen und auf dem neuesten Stand der Technik, Hygiene und Qualitätssicherung, können von Besuchern nach Voranmeldung besichtigt werden. Der hochintensive Einsatz von Körper, Geist und Finanzen bildet das Rückgrat der kleinen mittelständischen Pharmafirmen, die alle Risiken einer immer stärkeren Bürokratisierung tragen müssen.
Die Firma PHÖNIX-Laboratium steht somit als ein klassisches Beispiel für die vielen Familienunternehmen in Deutschland, wie meta-Fackler, Dr. Klein, Nestmann, Pekana, Soluna, Pflüger, Kattwiga, Hanosan, Symbiopharm, Laves, Hevert, Pascoe und andere, die die Fertig-Arzneimittel für die Naturheilkunde, die Traditionelle Medizin und die CAM bereitstellen. All diese Unternehmen müssen sich erneuern, oder sie gehen langsam unter – und mit ihnen der über Jahrhunderte gewachsene Arzneimittelschatz, sofern nicht das Glück haben, wie im obigen Beispiel geschildert.
Zurzeit sind die gesetzlichen Vorschriften in erster Linie für die große, lediglich eine Substanz nutzende, herstellende Industrie konzipiert. Ähnlich wie in der Landwirtschaft zielt auch die Gesundheitswirtschaft auf „Big Player“. Damit die „anderen“, die „kleinen“, die Vielstoffgemische in bewährter Tradition herstellen, überleben können, gar in die Zukunft planen, dafür braucht es die Ausnahmeregelungen im Arzneimittelgesetz: Für besondere Therapieverfahren, das homöopathische Arzneibuch und ein für Innovationen offenes und bezahlbares pflanzliches Regelwerk!